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Der erste germanische Volksstamm, der sich zum Christentum bekannte, waren die Goten. Ihr erster Bischof, Wulfila, der als freigelassener Sklave auch die griechische Sprache beherrschte, erwarb sich ein besonderes Verdienst durch die Übersetzung der Bibel in die Sprache seines Volkes. Dies geschah um 350-380 n. Chr. im heutigen Bulgarien.

Da die gotische Sprache viele griechische Begriffe nicht wiedergeben konnte, gab er dem Gotischen auch neue Wortschöpfungen. Außerdem entwickelte er eine neue Schrift, die aus griechischen und lateinischen Buchstaben und Runen bestand. Runen wurden oft auf Stäbe aus Buchenholz geritzt. Daher stammt unser Begriff „Buchstabe“.

Als Beispiel für seine Übersetzung der Anfang des Vaterunser:

„atta unsar þu ïn himina weihnai namo þein...“.

Eine (in Teilen) erhaltene Abschrift der Wulfilabibel ist der Codex Argenteus, der um 500 n. Chr. entstand.


Faksimileblatt des Codex Argenteus, ca. 500 n. Chr.



Um 800 entstand zumindest eine Übersetzung des Matthäusevangeliums in einen süddeutschen Dialekt (althoch-deutsch), wie ein Fragment von 825 n. Chr. verrät.

Die Übersetzung entstand im Kloster Mondsee im heutigen Österreich.


Fragment des sog. Mondseer Matthäus um 825 n. Chr. (Faksimile)

 

Im neunten Jhdt. Wetteiferten die Sachsen und die Franken darum, die Evangelien in ihrer Sprache in Reimform zu bringen.

Otfried, ein Weißenburger Mönch der zwischen 863 und 871 seine Evangelienharmonie verfasste, schrieb: „ sollen die Franken allein darauf verzichten, in fränkischer Sprache Gottes Lob zu singen?“

 

Die älteste Prachtbibel in deutscher Sprache ist die Wenzelsbibel. Sie entstand 1395-1400 n. Chr. für König Wenzel in Prag. Sie wurde leider nicht fertig gestellt und umfasst nur das AT bis zum Propheten Hesekiel. Aber schon dieser Teil ist in 6 Bände gebunden und beinhaltet 1214 Pergament-Blätter, also 607 Doppelblätter, die je aus einer Kalbshaut gefertigt wurden.
Die Doppelblätter haben das Format 73x53cm. Da wird deutlich, was mit der Redewendung „das geht auf keine Kuhhaut“ gemeint war – bei diesem Format war die Grenze dessen, was die Felle hergaben erreicht.


Doppelblatt der Wenzelsbibel, 1395-1400 n. Chr. (Faksimile).

 

Vor Luther gab es, entgegen immer wieder verbreiteten Gerüchten, schon mindestens 130 verschiedene Bibelübersetzungen in deutscher Sprache.


Gut 10 Jahre nach Gutenbergs lateinischer Bibel druckte Johann Mentelin 1466 die erste deutsche Bibel in Straßburg.
Der ca. 100 Jahre früher entstandene Text war allerdings damals schon veraltet.

Vor Luthers Bibelübersetzung 1522 erschienen insgesamt 14. hochdeutsche und 4. niederdeutsche Bibeldrucke.


Blatt aus einer deutschen Bibel, gedruckt 1483 von Koberger.

Koberger hatte in Nürnberg eine Großdruckerei mit 24 Pressen und 100 Gesellen.
Bei ihm wurde auch Schedels Weltchronik gedruckt.
 

Teilweise waren die vorlutherischen deutschen Bibeln mit Holzschnitten geschmückt:


Blatt aus der 1507 in Augsburg gedruckten Otmar-Bibel.

Der Holzschnitt zeigt Moses und die geplagten Ägypter.
Moses wird gehörnt dargestellt. Dies beruht auf einem Vokalisationsfehler. Siehe hierzu „Die Geschichte der Bibel AT“. Hieronymus konnte bei der Übersetzung der Vulgata aus dem Hebräischen noch nicht auf die Vokalisation der Masoreten zurückgreifen. So vokalisierte er, der ansonsten ausgezeichnet übersetzte, hier ausnahmsweise fälschlich die hebr. Konsonanten „krn“ zu „keren“, was „gehörnt“ bedeutet, anstatt zu „karan“, was „strahlend“ bedeutet.
 

Im September 1522 erschien „Das Newe Testament Deutzsch“ von Martin Luther.

Dies stellte in vielerlei Hinsicht einen Meilenstein in der Geschichte der deutschen Bibel dar. Während die deutschen Bibeln vor Luther vermutlich sämtlich aus der Vulgata übersetzt wurden, ging Luther auf den Urtext zurück. In der Renaissance, der „kulturellen Wiedergeburt der Antike“ legte man wieder Wert auf die alten Sprachen, was Luther zugute kam. Erasmus von Rotterdam, der „Fürst des Humanismus“ hatte mit seinem griechischen NT (siehe „die Geschichte der Bibel NT“) die Grundlage gelegt, auf der Luther aufbauen konnte. Auf der Wartburg übersetzte Luther auf Anregung Melanchthons das NT in nur 11 Wochen ins Deutsche. Nach einer Durchsicht von Melanchthon, der in Wittenberg Griechisch lehrte, ging das NT in den Druck und wurde im September 1522 fertiggestellt, weshalb es auch „Septembertestament“ genannt wird.


Faksimileausgabe des „Septembertestamentes“ von Martin Luther, 1522 n. Chr.

Der Preis eines solchen NT betrug 1 ½ Gulden, damit war es ungefähr so teuer wie ein Pferd. Die Reformation hatte die Menschen so ergriffen, dass sie der Kirche nicht mehr vertrauten, sondern sich über den Glauben unbedingt eine eigene Meinung bilden wollten - allein aus der Schrift und ihrem Verstand. Obwohl die Auflage vermutlich 3.000-5.000 Stück betrug, war sie schnell vergriffen und im Dezember 1522 erschien bereits die zweite Auflage.

Die Übersetzung des AT, die Luther daraufhin in Angriff nahm, gestaltete sich allerdings schwieriger. Obwohl Luther mit einem Team von Altsprachlern zusammenarbeitete, dauerte es bis 1534 ehe eine Ausgabe seiner gesamten Bibelübersetzung erschien. Luter sagte darüber einmal, die Heilige Schrift sei „ein weiter gewaltiger Wald“, kein Baum sei darin, den er nicht geschüttelt habe mit eigener Hand. Die Maxime dabei war: „Wir tun die Stöck und Plöck aus dem Weg, dass ander Leut ohn Hindernus drinnen lesen mögen“. Er bediente sich grundsätzlich der obersächsischen Kanzleisprache und schaute im Zweifel den gemeinen Leuten „aufs Maul“. Das flüssige Deutsch, das er damit erreichte, insbesondere aber die Reformation und der aufkommende Humanismus und Rationalismus und nicht zuletzt die Möglichkeit einer Massenproduktion mittels Druckerpresse bedingten den Siegeszug der Lutherbibel. Bis zu Luthers Tod 1546 erschienen ca. 430 verschiedene hoch- und niederdeutsche Ausgaben der Lutherbibel in einer Gesamtauflage von ca. 1/2 Mio Exemplaren.


Faksimile der Lutherbibel von 1534

 

Die Veröffentlichung der Lutherbibel führte zu heftigen Reaktionen seitens der katholischen Kirche. Alle Warnungen verminderten aber nicht deren Absatz, so dass man sich dazu entschloss „katholische“ Bibelübersetzungen herauszugeben.

Herzog Georg von Sachsen beauftragte, als Gegner der Reformation, Hieronymus Emser mit der Übersetzung des Neues Testamentes nach „der Christlichen Kirchen bewerten text“. Emser sollte die „Fehler“ und „Fälschungen“ Luthers korrigieren und einen an die bewährte Vulgata angelehnten deutschen Text abliefern. Sein NT erschien 1527 in Dresden bei Wolfgang Stöckel. Es erschien bis 1797 in 87 Auflagen, konnte aber nie die Faszination der Lutherbibel brechen.


1534 brachte Johann Dietenberger noch kurz vor Luther in Mainz eine Vollbibel heraus. Im NT stützte er sich weitgehend auf die Übersetzung Hieronymus Emsers. Dietenbergers Übersetzung fand weite Verbreitung, sie wurde auch im 17. und 18. Jahrhundert immer wieder aufgelegt. Nach der Revision durch Kaspar Ulenberg 1630 spricht man von der Dietenberger/Ulenberg-Bibel.



Ulenberger-Bibel von 1734

 
Außerdem erschien 1537 noch eine katholische Bibel von Johann Eck.
Sie war am bayerischen Dialekt orientiert und fand aufgrund ihres etwas antiquierten Stils wenig Anklang. Sie erlebte nur 7 Auflagen.

 

Ein wichtiger Schritt hin zu der Bibelausgabe wie wir sie heute kennen, war die Gründung von Bibelanstalten.
Die erste Bibelanstalt überhaupt wurde in Halle gegründet.
Dort hatte August Hermann Francke die Franckeschen Stiftungen 1698 mit einem Waisenhaus begonnen. Bekannt wurden die Schulen der Franckschen Stiftungen, an denen erstmals Frauen der höhere Bildungsweg ermöglicht wurde.
1710 ergab sich aufgrund der finanziellen Unterstützung des Freiherrn von Canstein die Möglichkeit der Gründung einer Bibelanstalt in Halle. Ziel war es die Bibel möglichst allen Bevölkerungsschichten zugänglich zu machen. Durch das Startkapital des Freiherrn von Canstein und weiterer Spender war es möglich erstmals einen "stehenden Satz" zu schaffen. Das heißt man setzte nicht eine Seite der Bibel, druckte diese in einer bestimmten Auflagenhöhe und nahm den Satz wieder auseinander um die nächste Seite zu setzen u. s. w., sondern man konnte alle Seiten der Bibel setzen. Dazu waren immerhin über 4 Millionen Bleilettern nötig und eine riesige Lagerhalle um die gesetzten Seiten zu lagern. Mit diesem stehenden Satz war es aber möglich die Bibel in hoher Auflage bzw. fast beliebig vielen aufeinanderfolgenden Auflagen unschlagbar günstig zu drucken.
Seit 1775 trägt das Bibelwerk den Namen seines Gründers: "Cansteinsche Bibelanstalt". Bis 1800 druckte die Cansteinsche Bibelanstalt über 2,7 Mio Neue Testamente und Vollbibeln.
 























Collage: Bibel von 1741 aus dem Waisenhaus Halle, Bibel von 1827 aus der Cansteinschen Bibelanstalt Halle

Heutzutage gibt es einige hundert verschiedene Bibelübersetzungen ins Deutsche. Von wortgetreuen bis leicht verständlichen Übersetzungen ist für jeden Geschmack etwas dabei.